Soziale Netzwerke und der Einfluss auf die psychische Gesundheit
Inhalt
Die sozialen Netzwerke haben die Kommunikation zwischen Menschen grundlegend verändert. Die Privatsphäre wird nach außen hin präsentiert und mit Freunden bzw. flüchtigen Bekannten im Sekundentakt geteilt. Durch das Smartphone ist der Kontakt zu sozialen Medien ständig gegeben. Die Interaktion wird demnach nicht nur häufiger, sondern erstreckt sich auch über einen längeren Zeitraum. Viele empfinden ein positives Gefühl, wenn das eigene Bild geliked wird oder gar nette Kommentare hinterlassen werden. Genauso können auch negative Gefühle entstehen. Neid, Eifersucht und Missgunst kann gegenüber Personen, die vorgeben ein erfolgreiches Leben zu führen, entstehen. Dieser Cocktail von positiven und negativen Emotionen gepaart mit falschen Belohnungsmechanismen, bereitet einen Nährboden für allerlei negative Auswirkungen.
Sucht
Alkohol, Zigaretten und Computerspiele. Die Gefahr der Sucht ist allgegenwärtig. Ist der geringe Konsum nahezu unbedenklich, kann der unverhältnismäßig häufige Kontakt auf eine Sucht hindeuten. Sucht entsteht in vielen Fällen aus tief liegenden Problemen, die durch das Suchtmittel versucht werden zu kompensieren.
So flüchten sich viele Jugendliche in Computerspiele, weil sie dort mehr Anerkennung bekommen als in der Schule. Das führt bei Betroffenen zu einem Glücksgefühl, welches stark einer Belohnung gleicht. In dem Fall wird der Jugendliche immer belohnt, sobald er Computerspiele spielt.
So kann Unzufriedenheit im Alltag ausgeglichen werden und ein Suchtverhalten entstehen. Denn je häufiger die Person dem Suchtmittel ausgesetzt ist, desto mehr Zufriedenheit wird auch erfahren. Das Gleiche gilt für Alkohol, welches einen stärkeren Suchteffekt zeigt, da dieses eine direkte Auswirkung auf den Körper hat. Die Abhängigkeit kann also sowohl psychischer Natur als auch körperlicher sein.
So wundert es nicht, dass Social Media ebenfalls das Potenzial hat, als Suchtmittel zu dienen. Eine kürzlich erschienene Studie belegt, dass dem regelmäßigen Prüfen von E-Mails oder Tweets schwerer zu widerstehen ist als der Alkohol- und Zigarettenkonsum.
Warum ist Social Media anfällig für Suchtverhalten?
- Belohnung: Likes, Kommentare und Ansehen erzeugen ein positives Gefühl, welches im Körper als Belohnung identifiziert wird.
- Eintrittsbarriere: Soziale Netzwerke sind kostenlos nutzbar und haben keinerlei Alterseinschränkungen. Daher ist es leicht, die Eintrittsbarriere zu überschreiten.
- Fear of Missing Out Faktor: Da viele Personen aus demselben Freundeskreis soziale Medien benutzen, entsteht eine Angst Neuigkeiten nicht zu bemerken. Das Gefühl etwas zu verpassen kann dabei verstärkt auftreten.
Die konstante Nutzung kann zu einem Drang werden, der den Alltag eines Menschen beeinflusst. Statt die Langeweile durch das Lesen eines Buchs zu vertreiben, wird oft Facebook in Unmaßen konsumiert. Dieses Verhalten sollte kritisch überdacht werden
Vergleiche
Der Arbeitskollege im Urlaub auf Ko Samui, die soeben verheiratete Freundin oder der Bekannte, welcher 40 kg abgenommen hat und aussieht wie in Stein gemeißelt. Bewusst oder unbewusst wird auf sozialen Netzwerken verglichen und bewertet. Wer ständig den Highlights anderer Menschen ausgesetzt ist, kann damit rechnen, das eigene Leben zu bedauern.
Es muss richtiggestellt werden, dass soziale Plattformen eben nur eines sind: Eine Aneinanderreihung von sorgfältig ausgewählten Inhalten. Niemand möchte ein Bild teilen, welches zeigt, wie er einsam in seinem Zimmer sitzt und weint. Jeder möchte beeindrucken.
Dafür wird Photoshop en masse benutzt und solange in die Kamera gelächelt, bis 1 von 10 Bildern den vermeidlich perfekten Moment richtig darstellt. Durch stetiges Vergleichen werden Betroffene selbstkritischer und unzufriedener, was langfristig zu ernsthaft negativen Effekten auf die Psyche führen kann.
Einsamkeit
Eine Studie belegt, dass das Gefühl von sozialer Isolation ansteigt, je höher die Aktivität auf sozialen Plattformen ist. Über die genaue Ursache lässt sich nur spekulieren. Naheliegend ist jedoch, dass Menschen, die bereits Einsamkeit verspüren, versuchen Kontakte über soziale Netzwerke herzustellen.
Andersherum ist eine Vernachlässigung von „echten“ physischen Kontakten durch Social Media denkbar. Ursache und Symptom sind also nicht fest zu identifizieren. Trotzdem sollten die Auswirkungen von Vereinsamung nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Ängste und Depressionen
Die Nutzung mehrerer sozialer Plattformen kann zu Angstgefühlen und Depressionen führen. Dies ist sicherlich Symptom der schon erwähnten Punkte. Sucht, ständiges Vergleichen und Einsamkeit führen im Laufe der Zeit zu Angstzuständen oder Depressionen. Social Media begünstigt das Vorleben einer falschen Identität. Dabei ist die eigene, sowie die der anderen Nutzer betroffen.
Dies führt zu:
- Selbstzweifel
- Einem falschen Selbstwertgefühl
- Angst nicht dem „Standard“ zu entsprechen
- Einem unrealistischen Körperbild
Bereits bestehende Depressionen können dadurch sogar noch verschlimmert werden.
Der richtige Umgang mit sozialen Medien
Um die psychischen Auswirkungen soweit es geht unter Kontrolle zu halten, ist es empfehlenswert den Konsum zu beschränken.
Das bedeutet:
- Limits setzen: Die Gefahr stundenlang in sozialen Netzen zu verbringen ist hoch. Es geschehen immer neue Dinge und die Zeit schwindet wie im Flug. Daher ist es ratsam, ein angemessenes Zeitlimit zu setzen. So kann der Konsum eingeschränkt und der Tag produktiver genutzt werden.
- Sport: Körperliche Aktivitäten sind ein Anlass das Wohnzimmer zu verlassen und das Smartphone oder den PC links liegen zu lassen. Das stärkt die eigene Gesundheit und schafft Hobbys, die abseits von Facebook und Co. existieren.
- Nicht blenden lassen: Bilder und sonstige Inhalte sind in vielen Fällen durch Software manipuliert. Das heißt, dass viele Menschen auf Fotos besser aussehen, als in der Realität. Es werden nur Inhalte hochgeladen, welche dem Nutzer versprechen, ein positives Feedback zu bekommen. So kann das Gefühl entstehen, das eigene Leben wäre weniger interessant oder langweilig.
Wenn diese Punkte beachtet werden und Social Media nicht als Kompensation von Unzufriedenheit benutzt wird, steht dem teilen und partizipieren in diesen Netzwerken nichts mehr entgegen.